Umweltinformatik als eigene Disziplin

13 Mai, 2008

Ich möchte einem älteren Eintrag von mir widersprechen bzw. präzisieren, in dem ich die Umweltinformatik als ein Teil der angewandten Informatik bezeichnet habe.

Ich denke inzwischen, dass der Schritt zu einer eigenen Disziplin schon relativ weit fortgeschritten ist. Wissenschaftssoziologisch ist es immer nicht einfach zu entscheiden, wann dieser Schritt vollzogen ist, aber da es eigene Kongresse, Zeitschriften, Lehrstühle und eine Fachgruppe in der Gesellschaft für Informatik (GI) gibt, denke ich, dass inzwischen von einer eigenständigen Disziplin gesprochen werden kann. Es gibt eine eigene Scientific Community, die auch ihre eigenen Belohnungsmechanismen in Form von Reputation hervorgebracht hat. Dies ist immer ein deutliches Anzeichen eines Reifens einer Bindestrich-Disziplin.

Die Umweltinformatik ist im Forschungsnetz der Umweltwissenschaften aufgestellt und tauscht sich hier interdisziplinär mit verschiedensten anderen Umwelt-Forschungsrichtungen aus: BWL, Ökologie, Kommunikation, Jura, Physik etc. Damit ist es schwierig, einzelne Brücken zwischen zwei Disziplinen zu bauen, wie es für Bindestrich-Disziplinentypisch ist.

Interdisziplinarität wird hier aufgefasst als ein Zusammenarbeiten mit anderen Disziplinen nicht im Sinne einer Multidisziplinarität, in der nur die Forschungsergebnisse und Perspektiven der einzelnen Fachdisziplinen zusammengetragen werden. Interdisziplinäres Arbeiten bedeutet das Finden einer gemeinsamen Problemsicht und Entwickeln gemeinsamer Methoden, die zur Lösung des Problems herangezogen werden.
Interdisziplinarität gibt es nicht ohne Disziplinarität. Jede Disziplin muss sich ihrer Wurzeln und Grenzen bewusst sein, um einen fruchtbaren interdisziplinären Austausch zu ermöglichen. Diese Heimatdisziplin ist für die Umweltinformatik die in dem vorherigen Eintrag angesprochene angewandte Informatik.

Mit dieser Argumentation gehe ich konform mit:
Möller, Andreas/Bornemann, Basil (2005): Kyoto ist anderswo – Zwischen Interdisziplinarität und Nachhaltigkeit. In: Informatik Spektrum, 28 (1), S. 15-23.


Potentiale von Web2.0 für die Umweltinformatik

2 Mai, 2008

So lautet der wohlklingende Titel meiner Diplomprüfung, die ich als nächstes zu absolvieren habe. Die Einträge im Blog werden also erst mal etwas mehr in diese Richtung gehen.

Ich habe mich früher schon mit dem Entstehen und Abgrenzen von wissenschaftlichen Disziplinen beschäftigt und hier stellt sich ganz akut wieder die Frage: Was ist eigentlich Umweltinformatik? Was will sie? Was gehört dazu? Was nicht mehr?

Nach meinem bisherigen Erkenntnisstand und Recherchen in Texten und auf Internetseiten der entsprechenden Institute sind die Selbstverständnisse vielfältig. Es geht um die Steigerung der Ressourceneffizienz, dazu können Stoffstromanalysen oder auf neudeutsch Life Cycle Assessments durchgeführt werden. Betriebliche Umweltinformationssysteme (BUIS) bzw. ERPs werden aufgebaut, um eine Umweltrechnungslegung zu ermöglichen. Die Modellierung nimmt einen wichtigen Stellenwert ein. Dabei werden (diskrete und kontinuierliche) Simulationen durchgeführt, um komplexe Probleme zu vereinfachen und greifbarer zu machen. Dies geschieht häufig über eine Visualisierung von (Umwelt-)Daten zum Beispiel auch über Geografische Informationssysteme (GIS). Damit hat die Umweltinformatik nicht zuletzt die Aufgabe, Kommunikationsprozesse zu fördern und Werkzeuge bereitzustellen, Menschen zu helfen, kreativ und kommunikativ mit dem Computer arbeiten zu können.

Eben hier stellt sich die Frage danach, was denn nun alles noch zur Umweltinformatik gehört und was nicht mehr. Fällt alles, sobald es einen Raumbezug hat, in den Kompetenzbereich der Umweltinformatik? Wohl kaum, nicht jede Adresse eines Pizzalieferanten ist für die UI relevant, kann aber georeferenziert werden. Was ist hier die Abgrenzung zur Geoinformatik?
Hat mit Google Earth die Umweltinformatik Einzug in (fast) jeden Haushalt gehalten? Mit diesem „GIS-für-alle-Tool“ kann sich jeder umweltrelevante Informationen auf seinen Bildschirm ziehen. Aber ist es damit ein Werkzeug der UI?

Zur Zeit denke ich in die Richtung, dass eine wesentliche Komponente der UI im Gegensatz zu anderen angewandten Informatiken die kommunikative Komponente ist. Computer sollen genutzt werden, um zu „Strukturieren, Analysieren, Konzipieren, Kooperieren, Kommunizieren und Kontrollieren“ (http://umweltinformatik.uni-lueneburg.de/Portal/index_d.htm 2.5.08). Die UI hat einen interdisziplinären Ansatz, der die Sichtweisen verschiedener Disziplinen auf ein Problem einbinden möchte. Auf diese Weise sollen komplexe Zusammenhänge beleuchtet und dargestellt werden können. Hier ist auf jeden Fall eine Schnittstelle zum Web2.0 vorhanden, die in einem späteren Eintrag noch einmal beleuchtet werden soll. Mit dem Einbinden von verschiedenen Nutzern kommt auch eine Vielzahl von Perspektiven dazu.

Die Unklarheit in der Abgrenzung, was Umweltinformatik ist und was nicht mehr bleibt aber noch größtenteils.


Fahrt gewinnen….

27 April, 2008

Nun habe ich sehr lang nichts mehr geschrieben. Ich habe einige Ideen, die ich schon eine ganze Weile mit mir herumtrage, aber sie sind noch nicht herausgekommen.

Das Problem ist, dass es immer schwieriger wird, Leichtgewichtiges zu schreiben, je länger die Pause ist.
Jetzt habe ich mit einer Reflexion begonnen, jetzt kann das Schreiben auch kleinerer Einträge weitergehen 🙂